[Dieser Beitrag wurde ursprünglich im August 2016 veröffentlicht]
Unsere RC-Cars werden immer komplexer, schneller und teurer. Leider finden das nicht alle toll und so verwundert es nicht, dass man bei vielen Veranstaltungen von den Teilnehmerzahlen früherer Jahre nur mehr träumen kann. Genau da setzt der Buri Racer an – ein einfaches Modell mit tollen Fahrleistungen zu einem fairen Preis.
Auch Thomas Burger-Ringer, einem Lehrer aus Österreich, ging das Hobby mit der Zeit zu sehr ins Geld, zumal auch seine Söhne die Renn-Ambitionen des Herrn Papa teilten. Auch der zeitliche Aufwand bei der Wartung der hochmodernen 1/8er Glattbahnmodelle ist mittlerweile immens und für viele einfach zu viel.
Da Thomas seit vielen Jahren im RC-Car-Sport aktiv ist und auch früher schon in die Entwicklung verschiedener Modelle involviert war, fing er vor einiger Zeit an, sich verschiedene Lösungen zu überlegen. Vom 2WD-Verbrenner Hackbrett über vierradgetriebene Verbrenner bis zu verschiedenen Varianten im Elektrobereich sprudelten die Ideen aus ihm heraus. Das Ergebnis war der Buri Racer E1, ein allradgetriebenes, ungefedertes 1/8-Elektro-Glattbahn-Modell mit einfachen, aber sehr interessanten Detaillösungen.
Eine Idee musste her
Nachdem Thomas und seine Jungs mit ihren Prototypen auf verschiedenen Bahnen recht flott unterwegs waren, stieg die Nachfrage nach dem Spaß-Mobil und die Entscheidung, das Modell in Serie zu produzieren, ließ nicht lange auf sich warten. Im Herbst 2015 wurden dann die ersten Baukästen ausgeliefert und seitdem hat sich das Projekt zu einer richtigen Erfolgsgeschichte entwickelt.
Auch wir von UNLIMITED RC kamen mit Thomas bereits im Sommer ins Gespräch und vereinbarten nach einigen netten Telefonaten einen ausführlichen Test dieses besonderen Fahrzeugs. Ein idealer Zeitpunkt für ein Treffen fand sich dann mit der Messe in Friedrichshafen, wo zu den etablierten Rennklassen ein Freundschaftsrennen der Buri Racer auf dem Programm stand. Erstaunt hat vor allem die Performance des Autos im Vergleich mit den „konventionellen“ 1/8ern. Die Rundenzeiten waren nur marginal langsamer und das Feld, das mit Thilo Tödtmann, Joachim Grauer, Thomas Peter und einigen bekannten Gesichtern aus der Szene durchaus hochkarätig besetzt war, bot den vielen anwesenden Zuschauern ein sehenswertes Spektakel und belegten eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des vermeintlich einfachen Sportgerätes. Im Verlauf des Gesprächs übergab uns Thomas dann auch unseren Test-Buri und erklärte noch einige Besonderheiten des Modells. Zu unserer Überraschung war das Fahrzeug bereits fertig montiert, lediglich die Elektronik-Komponenten mussten noch eingebaut werden.
Einfach genial – oder genial einfach?
Zurück in der Redaktion wurde der Buri Racer noch einmal durchgecheckt. Irgendwie wollten sich die Räder nur schwer drehen lassen – da klemmte etwas. Nach dem Zerlegen der Hinterachse war klar, dass der Abstand von Hauptzahnrad zum rechten Hinterachsbock zu gering war. Eine 0,5 mm Passscheibe sorgte hier für Abhilfe, natürlich musste der größere Abstand auch auf der gegenüberliegenden Seite ausgeglichen werden.
Aufbau des Chassis
Das Modell baut auf einer 3,5 mm starken Kohlefaser-Chassisplatte auf, auf deren hinterem Ende ein 2,5 mm starkes Kohlefaser-Power-Pod zur Verstärkung aufgeschraubt wird. Dieses nimmt die massiven Aluminium-Achsböcke auf. Die Radioplatte wird hinten zwischen den Achsböcken und dem Power-Pod verschraubt, vorne ist sie zentral auf einer Gummischeibe gelagert, über die mit einer Mutter der Chassis-Flex eingestellt werden kann.
Die Vorderachse ist mit zwei Kugeln auf dem Chassis befestigt und ruht auf je zwei Gummi-Ringen, die ein Pendeln der gesamten Achse erlauben. Die Vorderachse besteht aus zwei Kohlefaserplatten, die gleichzeitig als untere und obere Querlenker fungieren. Die untere ist 3 mm dick, die obere 2 mm. Dazwischen liegen auch hier wieder massive Aluminium-Achsböcke, die den Freilauf aufnehmen. Der Nachlauf kann durch Versetzen der oberen Platte in drei Positionen geändert werden. Zum Ändern des Sturzes sind im Zubehör verschiedene Platten erhältlich. Die Lenkbefehle führen Kunststoff-Achsschenkel aus, die mit Kunststoff-Schalen in den Kohlefaserplatten gelagert sind. Das Lenkservo sitzt mit auf der Pendelachse und gibt seine Befehle über einen Servo-Saver an die Achsschenkel ab. Die Härte des Sevo-Savers lässt sich über eine Rändelmutter einstellen.
Simple Kraftübertragung
Die Antriebskraft wird vom Elektromotor direkt über ein Ritzel auf das Hauptzahnrad der Hinterachse abgegeben. Diese besteht aus einem massiven 12 mm starken Stahlrohr, das gleichzeitig das Riemenrad mit 31 Zähnen für den Allradantrieb, als auch die Schnellverschlüsse für die Standard-1/8-Felgen aufnimmt. Der Riemen treibt direkt das vordere Riemenrad mit 28 Zähnen an, das auf dem Freilauf sitzt. Von dort geht die Kraft über Stahlknochen zu den Vorderreifen.
Zur Einstellung der Fahrhöhe sind an beiden Achsen Exzenter-Einsätze verbaut. An der Hinterachse ist eine Karosseriebrücke aus Kohlefaser, vorne eine solche aus 3 mm dickem Polycarbonat verbaut. Schläge bei Unfällen dämpft ein flexibler Rammschutz.
Insgesamt besteht das gesamte Modell aus gerade einmal 70 Einzelteilen. Dennoch ist beim Zusammenbau penibel darauf zu achten, dass sich alles supereicht dreht, um so wenig Verluste wie möglich zu verursachen. Beim Buri ist das trotz der wenigen Teile ein gewisser Aufwand. Wie bei Pro 10 Modellen ist ein perfekter Leichtlauf für die spätere Leistungsfähigkeit des Fahrzeuges extrem wichtig. Zunächst waren einmal die Kugellager an der Reihe. Ganze vier Stück sind in den Achsen des Buri und noch einmal vier im Riementrieb verbaut.
Detailarbeit
Alle Lager wurden ausgebaut, geöffnet und gründlich ausgewaschen. Das serienmäßige Fett in den Lagern ist zwar gut für die Haltbarkeit derselben, aber es bremst doch massiv. Das Fett lässt sich einfach mit Bremsenreiniger auswaschen. Nachdem der Reiniger verdampft ist, werden die Kugeln mit ein paar wenigen Tröpfchen hochwertigen Leichtlauf-Öls benetzt. Hier reichen bereits geringe Mengen. Besonders geeignet ist hier Turbinenlager-Öl oder ähnliches. Danach werden die Lager wieder geschlossen und im Modell verbaut. Bei der neuerlichen Montage im Modell ist nun darauf zu achten, dass nichts schleift oder klemmt, wobei verschieden dicke Passscheiben hier ebenfalls weiterhelfen.
Alle Kohlefaserteile sind sehr sorgfältig aus Hochwertigem Plattenmaterial gefertigt, die Bohrungen sind sauber gesetzt und gesenkt. Lediglich die Aluminiumteile machen auf den ersten Blick einen etwas grobschlächtigen Eindruck, die Passgenauigkeit stimmt aber auf jeden Fall.
Der Einbau der Elektronik-Komponenten geht schnell von der Hand, alles hat seinen vorgegebenen Platz. Hier scheint sich Thomas sogar Gedanken über die Kabelführung im Modell gemacht zu haben weil im Unterschied zu vielen anderen RC-Cars ausreichend Platz im Buri Racer vorhanden ist. Viele andere Konstrukteure scheinen die Fahrzeuge oft ohne Kabel zu konstruieren.
Alles in Allem macht der Buri Racer E1 einen sehr durchdachten Eindruck und weckt die Vorfreude auf die erste Ausfahrt.
Rollout
Das erste Rollout fuhr der Buri einem ebenen Parkplatz statt und die generellen Funktionen ausprobiert. Schon bei den ersten Metern fällt einem der etwas andere Klang des Buri ins Ohr. Das Modell hat einen sehr eigenen „Sound“, eher rau und erdig als andere Elektro-Modelle.
Nach dem Einstellen des Geradeauslaufs, wurden noch einige vorsichtige Runden gedreht. Erstaunlich war von Anfang an das perfekte Geradeaus-Beschleunigen des Buri. Generell zeigte er ein sehr ausgewogenes und gutmütiges Fahrverhalten, was für das Basis-Setup spricht.
Der Buri Racer E1 hat über die letzten Jahre mehrere Ausbaustufen erlebt. Dieser Artikel befasst sichmit der allerersten Version des Modells aus dem Jahr 2016. Ein ausführlicher Testberichts des ganz neuen Buri Racer E2.1 findet sich in der nächsten Ausgabe des Magazins Cars & Details, das gibt es hier!
Technische Daten Buri Racer E1:
- Länge: 436mm mit Karosserie: 515mm
- Breite: max. 267mm
- Höhe:110mm
- mit Karosserie: 180mm
- Spurweite vorne: 258mm
- Spurweite hinten: 265mm
- Radstand: 297mm
- Gewicht fahrfertig: 2200g
Ausrüstung des Testmodells:
- Fernsteuerung: Graupner X8-N HoTT
- Empfänger: Graupner GR-4 HoTT
- Fahrtenregler: Hobbywing Xerun XR8 Plus
- Motor: Tenshock X802 V2 1850 kV
- Lenkservo: Graupner HGM SLP BB MG 20 mm