Rocket Ride – Tomahawk Mono2 von Tenshock

Tenshock Tomahawk Mono2
Tenshock Tomahawk Mono2

Nach einigen Scale-Hydroplanes sollte es mal wieder ein Wettbewerbs-Rennboot werden. Nachdem mich die pfeilschnellen Mono-2-Boote in Murrhardt sehr beeindruckt hatten, wollte ich unbedingt eines bauen. Nach einigen Recherchen viel die Wahl schlussendlich auf die Tomahawk von Tenshock.

Ein paar Tage nach dem Telefonat mit Alexander Pasch von Tenshock stand sie dann auch schon in der UNLIMITED RC Werft. 78 cm lang, aus sehr leichtem Fiberglas laminiert und neben der obligatorischen Gel-Coat-Oberfläche in rot an den Klebestößen blitzsauber lackiert – die Tomahawk Mono2 von Tenshock.

Tenshock hat mit der Tomahawk ein pfeilschnelles Mono2 auf den Markt gebracht
Tenshock hat mit der Tomahawk ein pfeilschnelles Mono2 auf den Markt gebracht

Aufbau

Die Fertigung des Rumpfes ist absolut in Ordnung, allerdings mussten an der Lauffläche zwei kleinere Dellen gespachtelt und verschliffen werden. Beim Anrauen des Rumpfes fielen dann auch ein paar sehr dünn laminierte Stellen auf, sodass die Entscheidung fiel, dem guten Stück im Innenraum eine Lage Kohlefaser zu spendieren, schließlich sollte die Tomahawk an 6S betrieben werden.

Zunächst wurde erst einmal die die beiliegende Flutkanal-Wand eingepasst und einlaminiert. Die größte Herausforderung war  – wie immer – die Bugspitze dicht zu bekommen. Mit einem Zahnarztspiegel, einer kleinen LED-Taschenlampe und etwas Geduld lässt sich dies aber auch bewerkstelligen.

Tenshock Tomahawk Innenausbau mit Kohlefaser
Der leichte Glasfaserrumpf wurde mit einer lage Kohlefaser verstärkt, nachdem der Flutkanal eingebaut war und bevor der Innenausbau begann

Nachdem das Harz getrocknet war und alles dicht war, konnte der Ausbau begonnen werden. Der 2400 kV starke MBP3645 Motor vom Modellbaupiraten sollte seinen Platz direkt vor der Stufe im Rumpf finden. Hierzu wurde aus 2 mm starkem Kohlefaser ein Motorspant gefertigt und wie immer mit UHU Endfet 300 im Boot eingeklebt. Die Bohrungen des Spants sind nach oben hin offen. So ließ sich die Motorposition so lange verändern bis die ideale gefunden war, bevor das Stevenrohr fixiert wurde.

Unkoventioneller Wellentrieb

Relativ unüblich für ein Mono 2 wird unsere Tomahawk von einer 3,2 mm Flexwelle angetrieben. Diese läuft in einem Teflonrohr, das in einem Aluminium-Stevenrohr steckt. Selbiges wird durch eine Gummitülle aus dem Rumpf nach draußen geführt. 80 mm vom Motorspant entfernt wird das Stevenrohr von einer Stütze aufgenommen und in einer weiteren Gummitülle gelagert. Die Gummilager sollten theoretisch einen Großteil der Vibrationen eliminieren und so die Motor- und Wellenlager schonen.

Blick auf den Antrieb und die Ruderanlage der Tenshock Tomahawk
Antrieb und Ruderanlage der Tenshock Tomahawk

Der Struthalter wurde aus 2,5 mm Kohlefaser gefertigt und durch einen Schlitz im Heckspiegel verklebt. Rechts davon wurde das Ruder angeschlagen. Wellen- und Ruderanlage stammen vom Modellbaupiraten und konnten bereits beim Einbau voll überzeugen, sowohl was die Materialauswahl als auch die Verarbeitung betrifft.

Rechts außen am Heckspiegel wurde mit einem Aluminiumwinkel die Turnfin aus dem Hause Aquacraft/Hobbico angebracht. Bei Ruder und Turnfin gilt, so wenig wie möglich und so viel wie nötig davon im Wasser zu haben.

So wenig wie möglich, um die Reibung im Wasser so gering wie möglich zu halten. So viel wie nötig, um eine vernünftige Führung des Modells zu gewährleisten. Die Ruderblattlänge der MBP-Ruderanlage beträgt 63 mm, also nur unwesentlich mehr als bei einem Mono 1.

Auch die Turnfin ist mit 58 mm nicht allzu lang. Das Endstück der Welle schaut um exakt 10 % der Rumpflänge aus dem Heckspiegel heraus, also 78 mm, gemessen bis zum Ende des Struts. Die hinterste Kante des Struts liegt beim Auflegen des Rumpfes auf eine plane Fläche 2 mm über der hintersten Kante des Heckspiegels.

Actionbild der Tenshock Tomahawk von rechts vorne
Tomahawk im Tiefflug

Tipp:

Irgendwie schaffen es Kleber- und Harzreste immer auf die schönen Sichtflächen eines Bootes. Entweder klebt etwas am Silikon-Handschuh oder es tropft etwas vom Pinsel. Vor Allem bei aufwendigen Lackierungen nervt das ganz furchtbar, denn prinzipiell entdeckt man so etwas auch immer erst nach dem Austrocknen des Klebers, sodass er nur sehr schwer oder gar nicht mehr entfernt werden kann. Hier kann einfach Abhilfe geschaffen werden, indem man den Rumpf einmal komplett abklebt, also die gesamte Oberfläche rundherum mit Klebeband bedeckt, natürlich bis auf die Öffnungen im Rumpf. Die teurere, aber auch perfekte Variante ist, alles mit Cell Pack oder ähnlichen Dichtbändern abzukleben oder man verwendet einfach Kreppband. Wenn dann alles im Rumpf in Position laminiert und geklebt und ausgehärtet ist, kann das Band einfach abgezogen werden und man hat eine blitzsaubere Oberfläche.

Das Ruder der Tomahawk ist um 38 mm nach rechts versetzt angebracht und überragt die untere Propellerkante um knapp 30 mm. Auch hier war beim Bau wichtig, ein nicht zu langes Ruder zu verbauen, das so schmal wie möglich ist. Allerdings wollte ich die Kühlwasseraufnahme über das Ruder gehen lassen, was natürlich eine gewisse Stärke des Ruders mit sich bringt. Den Kühlwasserschlauch führten wir durch eine Bohrung im Heckspiegel ins Innere des Rumpfes, denn wo kein Verbindungsröhrchen ist, kann auch nichts herunterrutschen.

Für den 8 mm Silikonschlauch bohrten wir das Loch für die Rumpfdurchführung mit einem Karosserielockbohrer aus dem RC-Car-Bereich auf 7,8 mm auf, sodass der Schlauch mit etwas Mühe und Vaseline durchgeführt werden kann und stramm und dicht sitzt. Innen im Rumpf geht das Kühlwasser zunächst durch den Regler und dann durch den Kühlmantel des Motors, bevor es durch das Deck ins Freie geblasen wird.

Actionbild rotes Rennboot Tenshock Tomahawk
Der Ritt auf der Kanonenkugel

Am Struthalter wurde dann gleich noch ein Startnummernhalter aus 2 mm Kohlefaser angeschraubt. Die Lenkbefehle kommen von einem blitzschnellen und starken Sanwa SRG BLS Servo und werden über ein 1,5 mm Federstahl-Gestänge auf das Ruder übertragen.

Zu guter Letzt

Die beiden 3S-Akkus wurden versetzt in der linken Hälfte des Rumpfs platziert und speisen einen englischen 160-A-Regler aus dem Hause Alien-Powersystem. Für den ersten Test wurde eine TFL-Spannzangenkupplung verbaut und ein 40er K-Propeller von Graupner montiert.

Rotes Rennboot mit Coca-Cola-Design
Rasende Cola-Dose – Ohne ordentliche Optik kommt beim Autor kein Boot auf das Wasser

Fertig. Fast – denn wer mich kenn weiß, dass ein einfaches rotes Rennboot bei mir nicht ohne Aufhübschen ins Wasser darf. Doch so wirklich eine zündende Idee hatte ich lange nicht, was das Design des Bootes betraf. Erst mal was trinken, dachte ich und nahm einen Schluck aus der Flasche eines bekannten amerikanischen Erfrischungsgetränkes, die ich danach zufällig neben die Tomahawk stellte. Die Ähnlichkeit des Rumpfes mit der Flasche war verblüffend. Das war die Idee! Das rot passte ziemlich genau, also gings ins Internet, um nach ordentlichen und vor Allem plotbaren Logos zu suchen. Auf der Coca-Cola-Homepage findet man genau die Passenden, zudem wird auch erklärt, in wie weit Logos verwendet werden dürfen.

Durch die rot-weiße Farbkombination des „Hauptsponsors“ ergaben sich dann auch die Farben für die restlichen Schriftzüge – nämlich weiß. Nach dem Finden und Skalieren aller Logos plotteten wir die Schriftzüge auf dem redaktionseigenen Schneideplotter. Das Ergebnis kann sich, wie auf den Bildern zu erkennen sehen lassen.

Erstfahrt:

Rootes Rennboot legt vom Ufer ab
Die ersten Meter mit einem neuen Boot sind immer spannend

Nachdem der Winter im Allgäu dann doch noch Einzug hielt, verschob sich die Erstfahrt bis Mitte März. Die Spannung, was das Mono2 wirklich kann war hoch. Mit frisch geladenen 5200-mAh-3S-Akkus ging es also ans Fahrgewässer. Mit dem 40er Propeller schießt die Tomahawk ziemlich brachial aus dem Wasser und wird fast schon zu schnell. Nach drei Runden war dann Schluss – kein Vortrieb mehr.

Die Befürchtung, dass der Regler vielleicht mit der Motorisierung und dem Propeller überfordert gewesen sein könnte, bewahrheitete sich zum Glück nicht, denn der Kunststoff-Propeller hatte sich schlicht und einfach von seinen Flügeln verabschiedet. Mono2 mit K-Props scheint eine nicht ganz ideale Kombination zu sein. Auch war beim Fahren eine starke Unwucht im Antrieb zu hören, die wohl ihr übriges zum Ende des Propellers beitrug. Die Unwucht lies sich recht schnell identifizieren, die günstige TFL-Kupplung lief alles andere als rund und schlug und nottelte gehörig, was wohl vor Allem von der einseitigen Verschraubung mittels zweier M4-Madenschrauben herrührte.

Aber auch sonst konnte der Rundlauf des Fernost-Produktes überhaupt nicht überzeugen. So wurde diese noch an Ort und Stelle gegen eine doppelt auf der Motorwelle gespannte Kupplung aus dem Hause Modellbaupirat ersetzt. Die Erfahrungen mit diesen Kupplungen sind bisher durchweg hervorragend, der Rundlauf ist spitze und der Preis stimmt auch. Auch am Drive-Dog-Mitnehmer stand die Madenschraube etwas heraus, hier half ein Abdrehen des Bauteils.

Flach rot schnell – rundum gelungen die Tomahawk von Tenshock

Zudem war eine nicht unerhebliche Menge Wasser im Boot, was vor einer Weiterfahrt zunächst einer Ursachenforschung bedarf. Der Zunächst befürchtete Wassereinbruch durch den Flutkanal bewahrheitete sich zum Glück auch nicht, hier war alles dicht. Ursache des Übels war vielmehr meine Idee, die Welle durch eine Gummitülle nach außen zu führen. Augenscheinlich hatte diese Tülle im Loch etwas Spiel, wodurch während der Fahrt eine nicht unbeträchtliche Menge an Wasser eintrat. Ein Einkleben der Tülle in den Rumpf schaffte hier ebenfalls Abhilfe. Zudem dichteten wir alle Durchführungen am Rumpf mit Vaseline.

Der nächste Versuch

Mit einem geschliffenen und gewuchteten Tenschock-Aluminium-Propeller mit 38 mm Durchmesser ging es also zurück an den See. Dieser Propeller erwies sich als ideal für die Tomahawk. Die Endgeschwindigkeit ist immer noch identisch zum 40er K-Prop, allerdings reißt der Antrieb nicht mehr so sehr vorwärts. Das Boot liegt recht „loose“ im Wasser, es berührt selbiges also nur sehr wenig. Zudem reagiert es sehr feinfühlig auf Lenkbewegungen, weshalb der maximale Lenkeinschlag bei der verwendeten Futaba T4 PLS bei gerade einmal 15 % liegt und das Modell noch immer sehr agil ist.

Weiteren Testfahrten verfeinerten das Setup immer mehr und so liegen die Akkus nun deutlich – um 1,5 cm – weiter vorne als bei der Erstfahrt und der Strut – ein Vorteil der unkonventionellen Antriebsart für ein Mono – ist nun um 1° nach unten geneigt.

Rotes Rennboot in Kurvenfahrt
Das Mono2 kann auch ganz schön zickig sein

Die Turnfin steht mittlerweile um 15° geneigt , um ein Einhaken zu verhindern, hier liegen aber bereits verschiedene Finnen aus verschieden dicken Kohlefaserplatten mit verschiedenen Formen zum Test parat.

Einzig das wippen um die Längsachse bei Kurvenfahrt ist noch nicht ganz verschwunden, hier helfen Experimente mit der Balance. Wenn die finale Abstimmung des Modells gefunden ist – hier muss auch jeder seine eigene finden – sollte die Tomahawk durchaus mit den anderen Mono-2-Booten mithalten können, der Rumpf hat ein immenses Potenzial.

Fazit:

Die Tomahawk von Tenshock ist ein ganz hervorragendes Modell für den Wettbewerbsbereich. Ihr Potenzial hat sie bereits auf vielen Wettkämpfen national und international unter Beweis gestellt. Der Rumpf ist sehr auf Leichtbau gemacht, könnte für meinen Geschmack an manchen Stellen etwas dicker sein, weshalb der Autor das Testmodell mit Karbon verstärkte. Mit Sicherheit ist es kein Boot für Einsteiger, man muss hier schon ungefähr wissen, was man tut. Die Rumpfform bewirkt ein sehr agiles, aber dennoch neutral geradeauslaufendes Mono-2-Modell. Für jeden ambitionierten Racer, der auch Spaß am Abstimmen eines solchen Bootes hat, ist die Tomahawk von Tenshock sehr empfehlenswert.

Technische Daten:

  • Modell: Tenshock TOMAHAWK
  • Länge: 780 mm
  • Breite: 220 mm Gewicht (Rumpf): 510 g

Ausrüstung des Testmodells: