Er war der erfolgreichste Teamchef in der Geschichte der Unlimited Hydroplanes. Im Jahr 2002 feierte er sein vierzigstes Jahr im Unlimited Hydroplane Rennsport und seinen 22. World High Points Titel. Zwischen 1963 und 2002 nahm sein Team an 354 Rennen teil und gewann 134 davon – bis heute ein absoluter Rekord. Doch wer war der Mann hinter der Miss Budweiser? Wir erzählen die Geschichte von Mr. Unlimited, dem King of boats.
Bernard Leroy Little wurde am 7. Oktober 1925 in McComb im Bundesstaat Ohio mitten in die große Depression geboren. Sein Vater betrieb einen Lebensmittelladen und war ein Opfer der wirtschaftlichen Probleme seiner Zeit. Geld war immer knapp, sodass Klein-Bernie morgens und abends Zeitungen austrug. „Ich ging bis zur achten Klasse in die Schule, danach ging ich arbeiten. Ich habe Zeitungen ausgetragen, Schnee geschaufelt, Golfbags geschleift, was immer gemacht werden musste, ich hab’s gemacht. Seit damals habe ich immer 12, 14 oder 16 Stunden am Tag gearbeitet. Ich kenne gar nichts anderes.“ Erzählte Bernie später. Mit 17 ging er zur U.S. Navy und diente im zweiten Weltkrieg. In einer Aprilnacht 1945 befand sich der Bootsmann Bernie Little an Bord der USS Marathon, die aus Okinawa auslief. Ohne Vorwarnung krachte ein japanisches Selbstmord-U-Boot in den Rumpf und die USS Marathon stand lichterloh in Flammen. Bernie Little war einer von nur 36 Überlebenden.
Aufbau eines Firmenimperiums
Nach dem Ausscheiden aus der Navy begann Bernie, sein Firmenimperium aufzubauen. Dazu ließ er sich mit seiner Frau Jane und seinen Kindern Bernie Jr., Joe und Becky in den 1950er Jahren in Florida nieder. Seine Leidenschat fürs Fliegen ermöglichte ihm eine Karriere als Stuntpilot bei der All-Miami Air Show und führte später dazu, dass er als einer der ersten in den Vertrieb von Helikoptern einstieg. Die Tatsache, dass ein Unlimited Hydroplane eigentlich mehr mit einem Flugzeug denn mit einem klassischen Boot zu tun hat erklärt auch, warum er sich später so zu der spektakulärsten Show im Wassersport hingezogen fühlte.
„Bernie Little begann mit nichts, Null, und entwickelte sich zum Self-Made-Millionär. Nicht nur in der Welt des Sports, vor allem auch in seinem Bier-Vertrieb. Er ist kreativ und extrem energiegeladen, kennt die Bedeutung von „Geht nicht“ nicht. Bernielässt Dinge passieren.“ Sagte einst sein enger Freund August Busch III., damals Chef von Anheuser-Busch, der Brauerei des Budweiser Bieres, das Bernie’s Boote so berühmt machen sollte. Little, selbst viele Millionen Dollar schwer – „Ich hatte nie Zeit zu zählen.“ – nannte Busch den „Boss“. Die beiden hatten größten Respekt voreinander.
Bernie erwartete aber auch genau das von seinen Leuten. Er war stolz auf seine Mitarbeiter, von denen viele länger als 20 Jahre für ihn arbeiteten. „Ich verlange von niemandem etwas, was ich nicht auch selbst tun würde. Ich würde mit meinen Angestellten zusammen den Boden wischen, den Abwasch erledigen oder das Auto waschen. Wir machen das alles zusammen. Ich behandle den ärmsten Kerl an der Straßenecke genauso wie ich den Präsidenten behandeln würde. Das ist eine Tatsache. Ich bin genauso wie andere Menschen. Ich mag die Leute und ich mag es, wenn die Leute mich mögen.“
Die Anfänge im Bootssport
Bernie‘s Einstieg in den Unlimited Zirkus war dann aber doch etwas ruppig. Begeistert vom Bootsport kaufte er sich ein Boot und fuhr damit zur Dixie Cup Regatta in Guntersville, Alabama. Das Boot war eigentlich kein Rennboot, sondern ein viersitziges Freizeitboot mit dem schönen Namen Tempo Due, eine Hommage an Little’s enge Freundschaft mit Bandleader Guy Lombardo. „Ich dachte, Rennen zu fahren bedeutete nicht mehr als Sprit zu kaufen.“ Erzählte er einmal. „Als ich dann das Fahrerlager hinunter sah und da all die Miss Bardahl Trucks und die Hingabe sah, mit der das Gale Rennteam auftrat, fragte ich mich ernsthaft, wo zur Hölle ich da hineingeraten war.“
An Bernie’s Boot platzte der Allison-Motor, was einen Sensationssieg sowieso verhinderte. Ein Crew Chief eines anderen Teams stellte allerdings fest, dass die Tempo Due vielleicht sogar besser gelaufen wäre, wenn die Nockenwelle nicht falsch herum eingebaut worden wäre…
Während der Siegerehrung war Bernie Little’s erstes Rennen Grund für jede Menge Lacher unter den alteingesessenen Unlimited Teams. „Ich hasse es, die Pointe in einem Witz zu sein.“ erklärte er einmal. „Ich hätte nach Guntersville genauso gut nach Hause fahren und den ganzen Krempel verkaufen können. Stattdessen bin ich zurück nach Tampa geflogen, habe das ganze durchorganisiert, über neue Motoren und Equipment verhandelt und habe beschlossen zu gewinnen.“ Dieser Entschluss hat sich ausgezahlt. Seit damals ist Bernie derjenige der am meisten gelacht hat. Ein paar Jahre später kam er mit seiner ersten Meisterschaft unter seinem Gürtel zurück nach Guntersville und Bill Sterett gewann mit der Miss Budweiser alle drei Heats des Dixie Cups.
Das längste Sportsponsoring aller Zeiten
Die Miss Budweiser Dynastie beruhte auf einer Abmachung, ausgehend von einem Handschlag zwischen Little und August A. Busch III. Diese Abmachung entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Sponsorings des Motorsports. Jedes Jahr donnerte die Miss Budweiser über die Unlimited Kurse und warb für die Anheuser -Busch-Marken in ganz Amerika. Bernie’s Freundschaft zur Busch Familie festigte sich über die vielen Jahre immer mehr. Er stellte auch August Busch Ginny vor, dessen späterer Ehefrau. „Ich war ihr Trauzeuge. Ihre Kinder sind wie Enkelkinder für mich. Wir sind schon fast wie eine Familie – immer zusammen.“ Die Freundschaft zwischen Little und Busch basierte darauf, dass sie sich auf Augenhöhe begegneten. „Wenn August dich etwas fragt, lügst du ihn nicht an oder windest dich herum. Du weißt die Antwort oder du sagst ihm, dass du sie nicht weißt. Ich habe wahnsinnig viel von ihm gelernt und er hat von mir gelernt.“
Busch war es auch, der sah, dass Little Das Zeug dazu hatte, den Namen Budweiser an der Spitze zu halten. Bernie’s lange Karriere mit der Miss Budweiser reflektiert auch sein Gespür für Marketing und Promotion. Das gleiche Gespür ist auch für den Erfolg seiner drei Anheuser-Busch-Vertretungen in Florida verantwortlich.
„Ich liebe Geschwindigkeit und Wettbewerb. Ich mag gute Herausforderungen und ich will einfach besser, schneller und sicherer sein als alle anderen auf dem Kurs.“ sagte er einmal. Trotz seiner vielen Siege und Rekorde hielt Bernie Little die Erfindung der geschlossenen Sicherheitskanzeln für seine größte Errungenschaft, wofür er 1989 von der American Power Booat Association ausgezeichnet wurde. Nach dem tragischen Tod seines Fahrers und engen Freundes Dean Chenoweth nach einem „Blowover“ in Tri-Cities 1982 realisierte Little „dass etwas getan werden musste. Wir mussten den Sport nicht nur immer schneller, sondern auch immer sicherer machen. Als der Unfall passierte, machte Mr. Busch deutlich, dass wir etwas tun mussten. Viele Fahrer verdanken diesem Plan von August Busch III. ihr Leben.“
Bernie Little – Mr. Unlimited
Bernie Little machte eigentlich alles zu Gold, was er anfasste. Hauptsächlich weil er verstand mit Leuten umzugehen. Er erwartete das Beste von seinen Leuten, weil er das Beste von sich selbst erwartete. Um Bernie herum sah man nur das Beste, von seinen Autos bis in seine Firmen. Das erinnert aber auch daran, dass er immer bereit war einen Schritt weiter zu gehen, mehr zu machen. Trotz all seiner Erfolge im Rennsport, seiner Geselligkeit und seinem unermüdlichen Arbeitssinn war Bernie Little ein Familienmensch. Das Zentrum seiner privaten Welt war Jane, mit der er über 50 Jahre zusammen war nachdem er sie nach neun Tagen geheiratet hatte und mit der er drei Kinder und drei Enkelkinder hatte. „Erfolg beginnt für mich zuhause, mit einer glücklichen Ehe und einer sehr glücklichen Familie. Das ist für mich der größte Erfolg, den man im Leben haben kann.“
Sein Rennteam führte er ähnlich. Wenn die Boxengasse öffnete, stand er Schulter an Schulter mit seiner Crew, seiner zweiten Familie. Er wollte alles wissen, jedes kleine Detail. Sein Enthusiasmus konnte anstecken, inspirieren und entlockte seinem Team fantastische Leistungen. Sein Crew Chief Ron Brown genoss sein volles Vertrauen, er sagt: „Bernie verlangte viel von seinen Leuten. Und genau deshalb lief die Miss Budweiser Maschine so zuverlässig.“
Im Alter von 77 Jahren verstarb Bernard Leroy „Bernie“ Little, Mr. Unlimited, am 25. April 2003 in Lakeland, Florida an einer Lungenentzündung. Sein Sohn Joe führte das Team bis 2004 weiter. Noch heute fahren die letzten Buds als die Graham Trucking Boote erfolgreich weiter. Bernie Little war eine Ausnahmeerscheinung, sowohl in der Welt der Unlimited Hydroplanes als auch im normalen Leben. Er wird vermisst, aber nie vergessen in dem Sport, den er so liebte.